Nähen der Polster

von Nicola Möckli (Kommentare: 0)

Neben all den Klebe-, Schleif- und Elektrikarbeiten haben wir uns im August mit einem neuen Material befasst. Wir haben uns an die Weichteile des Katamarans gewagt und alle Arten von Polster selber genäht.

Die Polster lassen sich in 3 Gruppen mit verschiedenen Anforderungen einteilen: Matratzen, Innen- sowie Aussenpolster. Bei allen Polstern galt es, zuerst den Schaum an das Boot anzupassen und die speziellen Formen und Rundungen, die wir gebaut haben, zu übernehmen. So hat es mehrere Stunden gedauert, bis wir die Matratze der mittleren Kojen auf einer Seite bis zu 7cm verjüngt hatten, damit sie sich perfekt an die Rundung des Bodens anschmiegen kann.

Erst als alles perfekt passte, ging es ins neu eingerichtete „Nähcenter“. Hier durften wir unsere neuste Errungenschaft einweihen, eine Industrie-dreifach-Transport-Nähmaschine. Sie hat neben einer perfekten Sichtnaht den Vorteil, dass sie ohne Probleme auch viele dicke Stofflagen oder Reissverschlüsse sauber und regelmässig verarbeiten kann. Die Nadel bewegt sich mit dem Nähfuss und der Untertransportplatte ebenfalls mit und erlaubt so einen regelmässigen Transport, was sich im schönen, regelmässigen Stichbild zeigt. Mit dieser Maschine gelang es uns, Polster auf einem hohen Niveau anzufertigen.

Matratzen zum Üben

Um uns mit der Maschine vertraut zu machen, haben wir mit den Matratzen begonnen, bei welchen man die Unsicherheiten am wenigsten zu sehen bekommt. Die Herausforderungen lagen hierbei in dem schnell ausfransenden Stoff und den speziellen Formen, die sich durch das Boot ergaben. Hier haben wir verschiedene Arten Reissverschlüsse einzunähen geübt und es liessen sich schnell erste Erfolge verzeichnen.

Polster für den Saloon

Mit dem gewonnenen Vertrauen in Maschine und Können, begannen wir mit den Polstern für den Saloon. Hier kamen neue Herausforderungen dazu: als Befestigung der Lehnen dient eine Kederfahne, welche ähnlich einer Nut in ein Profil, das später am Boot befestigt wird, eingefahren werden kann. Diese Kederfahne ist ein festes, steifes Material, welches sich keinen Millimeter ziehen lässt, anders als der verwendete Stoff. Wir haben uns für einen hellblauen, leicht strukturierten Polsterstoff entschieden, welcher wasserabweisend, hell und leicht zu waschen ist und sind damit bis jetzt sehr zufrieden. Ebenfalls neu lernten wir Kappnähte zu nähen, welche zur Verstärkung der ersten Naht und als Dekoration dienen. Hier muss man darauf achten, dass die Nahtzugabe vollständig untergebracht werden kann. Besonderer Knackpunkt: schöne Ecken hinzubekommen. Zum Glück hat uns Eva aus der Segelmacherei nebenan mit dem einen oder anderen Kniff helfen können, vielen Dank dafür!

Aussenpolster aus Silvertex

Kaum waren wir mit den zehn Teilen des Saloons fertig, erreichte uns die langersehnte zweite Stofflieferung mit dem Silvertex. Ein wasserdichter Stoff, welcher allen unseren Tests widerstanden hat - Ketchup, Mayo, Sonnencreme und co. lassen sich einwandfrei abputzen und hinterlassen keine Rückstände. Der Stoff zeichnet sich laut Experten auch dadurch aus, dass er UV-beständig ist und wird von sehr vielen grossen Yachtbauern bestellt. Das heisst aber nicht, dass er leicht zu verarbeiten ist! Der gummihafte Belag lässt sich in eine Richtung leicht dehnen, in die andere Richtung hingegen gar nicht. Also aufgepasst beim Zuschneiden - die Fadenrichtung bestimmt die Lichtbrechung und hat einen Einfluss auf die Farbe! Wir haben hier gelernt, dass es eine enorme Hilfe ist, wenn wir alle nötigen Hilfslinien aufzeichnen und bei der Maschine öfters auf das Handrad zurückgreifen. So lassen sich konkave und konvexe Ecken präziser nähen. Am Schluss sind wir zu echten Ecken-Profis geworden und waren richtig traurig als wir nach zwei Wochen intensiver Arbeit alle 27 Teile fristgerecht fertig genäht hatten. Aber die Sommerferien sind leider vorbei und nach Fiona und ihren Mitstreiterinnen rufen diverse Schülerinnen und Schüler, welche sich womöglich nicht sonderlich für Polster interessieren. :) Wer sich die fertigen Meisterstücke oder die neue Maschine anschauen will, ist jederzeit in Bottighofen willkommen!

Arbeitsintegrationsprojekt

Als Unterstützung haben wir von der Peregrina Stiftung Sara, eine Näherin aus Eritrea, zugeteilt bekommen. Sara hat in ihrem Heimatland Damenkleider nach dem Schnitt, den ihre Mutter gezeichnet hat, per Fussmaschine genäht. Für sie waren unsere elektrischen Maschinen denn auch eine gewisse Herausforderung. Der starke Motor und die unheimliche Geschwindigkeit waren neu für Sara. Sie hat sich aber mit grosser Präzision an die Arbeit gemacht und viele Arbeiten wie das Einnähen von Reissverschlüssen und das Annähen der Bodenteile übernommen. Ebenfalls hat sie mit einem Matratzenstich das Vlies von Hand an jede Matratze und jedes Polster genäht. Vielen Dank für deine Arbeit, Sara. Ein herzlicher Dank geht auch an alle Näherinnen, die uns unterstützt haben: Susanne, Franziska, Lisbeth und Heini haben je ein bis drei Tage fleissig Fiona geholfen mit Zuschneiden und Nähen. Danke.

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 2 und 2.