Törnbericht Ibiza Sardinien

von Nicola Möckli (Kommentare: 0)

Mit neuer Crew wird die letzte Etappe der Überführung von Vellamo in Angriff genommen. Gestartet wird in Sant Antoni de Portmany auf Ibiza. Das Ziel lautet Cannigione in Sardinien.

Pünktlich mit der Ankunft der neuen Crew: Felicitas, Ella, Véronique, Yvonne, Flurina, Daniela, Lukas, Moritz und Marco, reist auch ein kalter Polarlufttropfen in das Mittelmeer. Zusammen mit den überdurchschnittlich hohen Wassertemperaturen für diese Jahreszeit bedeutete diese Konstellation: Ölzeug und flexible Törnplanung. Mit Gewittern und Schlechtwetter muss in den nächsten Tagen gerechnet werden.

So musste bereits am ersten Tag eine Pause eingelegt werden. Am zweiten Tag schien das Wetter in Ordnung. Nur eine kurze Regenfront trübte den ersten Segeltag in den Süden der Insel. Nach einer Nacht vor Anker nahm die Crew dann den ersten Schlag der Überführung von Ibiza nach Mallorca in Angriff. Mitten in der Nacht waren dann die ersten befürchteten Gewitter am Horizont sichtbar. Glücklicherweise kreuzten sich unsere Reiserichtungen aber nicht, und bis zum Sonnenaufgang hatten wir wieder bestes Segelwetter mit bis zu 25 Knoten achterlich. Hinter der Abdeckung Mallorcas Ostküste beruhigte sich die See. Gerade rechtzeitig, denn nach langem Köderwaschen konnte endlich ein Biss verzeichnet werden. Skipper Lukas begann sofort mit dem Drill und konnte endlich den lange ersehnten Fang verzeichnen. Ein kleineres Exemplar eines Weissen Thunfisches hatte angebissen. Vellamo 1:0 Fisch.

In Mallorca wollten wir noch einen kleinen Zwischenstop einlegen, um uns nach der ersten Nachtfahrt zu erholen. Zu diesem Zweck liefen wir die Cala Mitjana an. Aufgrund des Platzangebotes versuchten sich die geübten Nord-Segler mit im Mittelmeer typischen Ankermethoden: Bugleine mit Landleine. Jedoch mit mässigem Erfolg, so dass wir uns wenig später für freies Schwojen mit regelmässigen Abstandsüberprüfungen zu den nahen Kalkklippen entschieden.

Für das Wochenende wurde ein günstiges Wetterfenster angedeutet für die Überfahrt nach Sardinien. Deshalb wollten wir noch vor dem Wochenende Menorca erreichen. So gingen wir kurz vor Sonnenuntergang Anker auf und legten Kurs 62° an. In der Nacht zeigten sich dann auch verschiedenste Gewitterzellen am Himmel. Glücklicherweise verlief unser Kurs nahe genug an der Insel, so dass wir noch genügend Mobilfunk hatten, um die Gewitterzellen online zu verfolgen. Obwohl die Blitze deutlich zu sehen waren, zeigte die Ortung, dass die Zellen mindesten 25 Meilen entfernt waren. Gemäss Peilung und Vergleich mit der Blitzkarte waren sogar Gewitter nahe Barcelona sichtbar. Einzig eine kleinere Zelle an der Nordspitze Mallorcas (unserem Luv) bereitete ein wenig Sorge, welche aber mittels Funkspruch an eine Fähre in dieser Region gedämpft werden konnte. Gegen Mittag liefen wir in den Hafen von Mahòn ein. Die Gewitter haben uns ein weiteres Mal gemieden.

 

Mahòn war genau der richtige Standort für das Wetter des nächsten Tages. Wie der Genueser Grossadmiral Andrea Doria vermerkt hatte, gibt es im Mittelmeer nur drei sichere Häfen: Juli, August und Mahòn. Von der durchziehenden Schlechtwetterfront bemerkten wir lediglich den Starkregen. Bei aufklarendem Wetter nutze die Crew den Ruhetag, um sich in der pittoresken Altstadt die Füsse zu vertreten und etwas Landurlaub zu geniessen. Am Abend bereitete die Crew den gefangenen Fisch zu Sushi vor und liess den Abend mit Energie geladenen Ligretto Runden ausklingen. Unterstützt durch Vellamos Partybeleuchtung und nervöser Musik der Puls-Höhepunkt des Tages.

Unter Segel verliessen wir den Naturhafen von Mahòn, um die 240 Seemeilen nach Sardinien anzutreten. Geplante Überfahrtszeit sind 42 Stunden. Wie der Zufall es wollte, sollte Crewmitglied Yvonne während dieser Zeit ihren 30. Geburtstag feiern. Sie wurde daher in die Schicht von Mitternacht bis 04:00 eingeteilt, so dass der restlichen Crew der Abend für Vorbereitung zur Verfügung stand. Pünktlich um 00:00 erschien das Geburtstagskind im Salon, der Autopilot wurde für die einzigen fünf Minuten der ganzen Überfahrt in Betrieb genommen und vor versammelter Schicht wurde ein «Happy Birthday» zum Besten gegeben. Für Nachahmer hier die Empfehlung den Kuchen vorher zu backen. Das Abwiegen der Zutaten erweist sich bei Wellengang als etwas ungenau.

Die Überfahrt war geprägt von Aufregungslosigkeit. Keine Gewitter, kein Regen, genügend Wind. Einzig der sternenklare Himmel bot mit unzähligen Sternschnuppen Unterhaltung. Doch Plötzlich war Bewegung im Schiff! Der Autor dieses Textes, der seinen Schlafrhythmus immer noch an den Schichtbetrieb zu gewöhnen versuchte, wurde durch unübliche Bootsgeräusche jäh um seine Ruhe gebracht. Die Crew versuchte mit Motorenunterstützung und Kursänderung die Geschwindigkeit zu verlangsamen. Wir hatten wiederum einen Fischbiss verzeichnet. Angebissen hatte ein Fisch eines grösseren Kalibers. Wie sich nach einigen Minuten Drill herausstellen sollte, ein Mahi Mahi der im Kampf immer wieder aus dem Wasser Sprang. Der Fisch konnte bis zum Schiff gezogen werden, es gelang aber nicht diesen an Bord zu bringen, so dass er sich in letzter Sekunde seine Freiheit erkämpfen konnte. Das Exemplar schillerte in allen Gelb- und Grüntönen und hätte mindestens 1 m gemessen. Nach einer kurzen Phase der Ernüchterung ging es weiter in Richtung Nordspitze Sardinien. Vellamo 1:1 Fisch. Ausgleich.

Der nordwestlichste Punkt Sardiniens wurde um ca. 03:00 passiert. Der Schichtbetrieb und Segelbedingungen von bis zu 25 Knoten mit 1.5 bis 2 m Welle hatte bei der zum Teil eher unerfahreneren Crew sichtlich Spuren hinterlassen. Kurz vor Sonnenaufgang wurde dann im Naturschutzgebiet der Isola Asinara, unter Einsatz eines leichten Crewmitglieds, an einer Boje festgemacht. Belohnt wurde die letzte Schicht mit einem Bad im Meer und einer kurzen Dusche bei Sonnenaufgang. Frisch geduscht ging es ab in die Koje, um endlich mal auszuschlafen. Bis 10:00 Uhr, denn die Insel Asinara wollte auch erkundet werden. Ein Teil der Crew hatte eine Schildkrötenzucht gefunden, der andere Teil nur Esel. Nach einem Debriefing und Besprechung der nächsten Tage war klar: Wir wollten heute Abend los nach Bonifacio auf Korsika. Wir nutzten die letzte Luft des schwächelnden Mistrals und segelten mit Code-0 durch die Nacht. Vellamo konnte bei den Leichtwindbedingungen richtig glänzen. Wir kamen pünktlich, wie geplant am Mittag an der eindrucksvollen Hafeneinfahrt von Bonifacio an. Liegeplatz, Hafengebühren und Sanitäranlagen sind im Hafen jedoch eher abenteuerlich. Dafür hatte die Partyabteilung die Möglichkeit im legendären Club B52 die gelungene Überfahrt zu feiern.

Die nächsten Tage verbrachten wir mit kürzeren Schlägen in den Buchten des Naturschutzgebiets von La Maddalena. Uns blieben zwei Tage, um uns von den «Strapazen» der Überfahrt zu erholen und die wunderbare Natur zu geniessen und im kristallklaren Wasser der smaragdblauen Buchten zu baden. In unserer vorletzten Nacht auf Vellamo gelang dem Smutje ein Kunstgriff. Mittels Dinghi wurde der Weg nach La Maddalena Stadt zurückgelegt, um die Crew kurze Zeit später mit Pizzas zu versorgen. Am letzten Segeltag gelang der Crew von Vellamo, sozusagen in der Nachspielzeit, den aktuellen Zwischenstand auf Vellamo 2:1 Fisch zu erhöhen. Mit diesem Führungstreffer verabschiedet sich die Crew und wünscht Lukas und seinem Unterhaltsteam für die nächste Woche einen speditiven Unterhalt ohne grosse «Bootsbau-Überraschungen».

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