Familientörn
von Carmen Knöpfel (Kommentare: 0)
Familientörn
Wir starteten mit einigen Schwierigkeiten in die Woche. Einerseits hat es die Hälfte der Crew beinahe nicht rechtzeitig nach Sardinien geschafft (Crowdstrike Affäre) und andererseits war die Wettervorhersage für die ersten zwei Tage mit Gewitter und Mistralsturm recht abenteuerlich. Das konnte uns aber nichts anhaben, wir haben unsere Ferien gekonnt mit „Bädele“ und auch Einkaufen gestartet.
Auf der Einkaufsliste waren neben den gewöhnlichen Lebensmitteln (und Mengen) sehr viele Früchte und vor allem 5 kg Tomaten aufgelistet. Nach dem Einräumen auf dem Kat konnte niemand mehr so wirklich erklären, wofür die 5kg Tomaten verwendet werden sollten. Deshalb konnten wir fortan jeden Tag Tomaten Mozzarella Salat verkosten, bis dOhre gwagglet.
Am Sonntag konnten wir trotz Gewittervorhersage und zeitweise sehr dunklem Himmel ein kleines Segeltraining in der Bucht machen. Die Crew hat sich wacker geschlagen, auch die Kleinsten standen hinter dem Steuer.
Damit die Skipperinnen auch schlafen konnten, verbrachten wir jedoch die erste Nacht wieder im sicheren Hafen. Der Badespielplatz wurde wieder mit Freuden erobert.
Am zweiten Tag schlugen wir uns bei starkem Mistral (Böen bis 30 kt) nach Norden durch. Dies brachte auch einiges an Wellen mit sich. Die Bewältigungsstrategien waren divers. Einige der kleineren Crewmitglieder vielen quasi sofort in einen tiefen Schlaf, welcher nur durch das Einlaufen in der Bucht unterbrochen werden konnte. Andere jedoch steuerten wacker mehrere Stunden sehnlich dem Ziel entgegen. Grundsätzlich war somit die Seefestigkeit der Crew bewiesen. Dies war aber nicht die einzige Herausforderung an diesem Tag. Trotz pünktlicher Ankunft in der Zielbucht (Cala Portese) gab es kaum/oder gar keine vernünftigen Ankerplätze, was zu einem Ankerkino führte. Welche Rolle wir spielten könnt ihr euch ausdenken, der GPS Track sieht nicht gut aus, es gelang uns ein künstlerisches Wirrwarr. Wir sind stolz, schlussendlich doch noch einen haltenden Anker hervorgebracht zu haben. Dem Stress des Ankermanövers entgegneten wir mit ausgiebigem „Bädele“, Schnorcheln und SUPen.
Da am Dienstagnachmittag wiederum Böenspitzen über 30 kt angesagt und ein Teil der Crew sich nach wie vor klar fürs „Bädele“ aussprach, starteten wir früh am Morgen und genossen schönstes Segeln bei gut Wind. Ziel war dieses Mal Cannigione. Die Pizza und das hübsche Städtchen lockten die Crew besonders. Am Mittag trafen wir ein, was uns viel Zeit bot den Strand zu erforschen und mit dem Dinghy eine ausgiebige Spritztour zu geniessen. Durch die neu entdeckte Leidenschaft für Dinghyshuttles sollte das Dinghy künftig kaum mehr stillstehen.
Da wir diesmal an einer Boje anlegten konnten wir uns den Ankerstress sparen. Dafür hatten wir mit Wasserknappheit zu kämpfen. Kurze Passagen (wenig Wasserproduktion) kombiniert mit Duschplausch einer 10-köpfigen Crew lassen sich schlecht in Einklang bringen. Aber auch diese Hürde meisterten wir gekonnt. Dank Dinghy konnte ein Fass Wasser organisiert werden und das Duschwasser wurde rationiert.
Am Mittwoch ging es wieder früh los. Damit wir genügend Wind geniessen konnten, verliessen wir die Bucht bei Sonnenaufgang. Leider war der Wind nicht wie in der Vorhersage und wir mussten uns auf Windsuche begeben. Auf dem offenen Meer wurde es zum Glück viel besser und der Tagesskipper wollte nicht mehr reffen, auch nach mehreren Alarmen für über 22 kt. Wir nennen keine Namen. Wir liefen dann sicher in der Bucht Cala Liccia ein und meisterten das Ankern beim ersten Anlauf – wir waren stolz. Es stellte sich aber heraus, dass wir uns zu früh gefreut hatten. Entgegen der Vorhersage hatten wir keinen entspannten ablandigen Wind sondern der Wind wehte aus allen Richtungen, weshalb wir schlussendlich eine Ankerwache organisierten, so dass die Skipperinnen auch ein Auge zutun konnten. Neben den erneuten Ankeraufregungen war die Bucht wirklich wunderschön, womöglich sogar die Schönste der Woche. Der sandige Untergrund bot strahlend blaues Wasser und der Rand der Bucht war von steinigen Ufern geschmückt. Hier lässt es sich leben.
Am Donnerstag liefen wir erwartungsvoll aus der Bucht aus. Wir hofften auf den perfekten Gennakerwind, doch was wir fanden, war die totale Flaute. Davon liessen wir uns nicht unterkriegen und machten das Beste draus – ein ausgiebiges Frühstück mit Pfannkuchen. Pünktlich zum Abwasch, als wir schon fast alle Hoffnung verloren hatten, setzte ein schwacher Wind ein. Ein Hauch. Aber den nahmen wir. Siegessicher setzten wir die Code 0 und wurden kurz danach belohnt. Schliesslich erzielten wir bei knapp 6 kt Wind einen Bootspeed von knappt 6kt! Nach 3 Stunden Segelspass setzte die Ankeraufregung Vol. 2 ein. Eigentlich war es zuerst ganz gut. Wir ankerten am Rande der Cala die Volpe, in der Nähe von kleinen wilden Stränden. Nach dem Abendessen, wo wir endlich die 5 kg Tomaten aufgegessen hatten, wurden wir von den italienischen Marineros wegescheucht und mussten 300m weiter weg erneut ankern. Diesmal mit weniger Erfolg. Der Anker rutsche trotz perfektem Untergrund mehrmals aus unerklärlichen Gründen. Diese Woche war einfach der Wurm drin. Dafür waren wir mit der Verschiebung ein gutes Stück näher am Wasserspielplatz, was den Kindern und dem Dinghyshuttle gerade gelegen kam. Es wurde gebadet und gespielt bis spät in die Dunkelheit.
Am Freitag nahmen wir‘s etwas gemütlicher und verköstigten uns mit Eierspeisen zum Frühstück. Vorräte vertilgen ist heute angesagt. Pünktlich zum Mittag trafen wir in der Marina Cala Die Sardi ein. Es freute uns, dass wir trotz angesagter Flaute, die letzte kleine Strecke segeln konnte. Nun hiess es Abschied nehmen vom Segelplausch. Am Nachmittag widmeten wir uns der Reinigung des Schiffs. Die Kinder haben uns tatkräftig unterstützt, so dass wir früh Feierabend machen konnten.
Wir blicken auf eine tolle Segel-, Bade- und auch tomatenreiche Woche zurück. Wir Skipperinnen bedanken uns für die tolle Crew, und hoffen die Freude am Segeln bleibt weiterhin bestehen!
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